Geschichte

Der aus der Berufsbilddiskussion zu Beginn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts stammende Begriff „Gemeindepädagogik“ wurde zunächst in den sogenannten „Dritten Fachbereichen“ der neugegründeten Evangelischen Fachhochschulen aufgegriffen und unterschiedlich entfaltet. Die „Konferenz der theologisch-pädagogischen Fachbereiche“ hat sich um Begriffsklärung bemüht und darauf geachtet, dass Gemeindepädagogik nicht nur als Berufstheorie der Gemeindepädagoginnen und -pädagogen, sondern auch als Dimension kirchlichen Handelns verstanden wird.

Einige Mitglieder dieser Konferenz (Wolf-Eckart Failing, Gottfried Buttler, Karl Foitzik)  haben sich deshalb 1990 mit interessierten universitären Vertretern (Henning Schröer, Andreas Feige) und einem Vertreter kirchlicher Institute (Roland Degen) zusammengesetzt und überlegt, wie die wissenschaftliche Diskussion der Gemeindepädagogik auf breitere Basis gestellt werden könne. Die Arbeitsgruppe schlug die Durchführung eines gemeindepädagogischen Symposiums 1991 in Ludwigshafen und die Gründung eines gemeindepädagogischen Arbeitskreises vor. 

Der Begriff „Symposium“ war bewusst gewählt. Zielführend war die Vorstellung eines offenen runden Tisches für das wissenschaftliche und praxisorientierte Gespräch zum Themenbereich der Gemeindepädagogik.  An diesen Tisch sollten Theoretiker und Praktiker und immer auch impulsgebende Vertreterinnen und Vertreter anderer wissenschaftlicher Disziplinen (Pädagogik, Psychologie, Soziologie etc.) Platz finden.

Die am Symposium in Ludwigshafen Beteiligten haben der Gründung eines eingetragenen Vereins „Arbeitskreis Gemeindepädagogik“ zugestimmt und vereinbart, dass nicht nur — wie in vergleichbaren anderen wissenschaftlichen Arbeitskreisen üblich – mit Gemeindepädagogik befasste Professorinnen und Professoren Mitglied werden können, sondern auch Mitarbeitende an Akademien und Fortbildungsinstituten, Praktikerinnen und Praktiker aus gemeindepädagogischen Handlungsfeldern und für diese Verantwortliche in  Kirchenleitungen und kirchlichen Instituten.

Zum ersten Vorsitzenden des „Arbeitskreises Gemeindepädagogik“ wurde 1991 in Ludwigshafen Wolf-Eckart Failing (Darmstadt) gewählt.

Der Arbeitskreis lädt regelmäßig zu gemeindepädagogischen Symposien ein. Er veranstaltet Fachgespräche und bildet eine Plattform für Information und Kommunikation. Mit seiner Arbeit und besonders mit den inzwischen 15 Symposien hat er die „zweite Phase“ der Gemeindepädagogik entscheidend mitgeprägt.

Der Beginn der „dritten Phase“ des Faches lässt sich weder zeitlich noch konzeptionell exakt bestimmen. Die Veröffentlichungen des  „Neuen gemeindepädagogischen Kompendiums“ (2008) und des Lehrbuchs „Gemeindepädagogik“ (2012/2019) zeigen an, dass die Etablierung und Selbstverständigung der Gemeindepädagogik in Theorie, Ausbildung und Praxis weiter vorangeschritten ist. Dazu trägt ebenso die seit 2020 erscheinende Reihe „Religions- und gemeindepädagogische Perspektiven“, eine Veröffentlichung des Comenius-Instituts in Verbindung mit dem „Arbeitskreis Gemeindepädagogik“, bei.

Kennzeichnend sind stärkere praktisch-theologische, gemeinde-/kirchentheoretische und professionsbezogene Reflexionen sowie interdisziplinäre Verflechtungen u. a. mit den Sozial- und Kulturwissenschaften. In den Blick genommen werden aktuelle Herausforderungen wie Diversität/Heterogenität, digitaler Wandel und Weltverantwortung (Flucht/Migration; nachhaltige Entwicklung).

(Text von Prof. Dr. Karl Foitzik, mit Ergänzungen)

Frühere Vorsitzende

Prof. Dr. Dr. Wolf-Eckart Failing, Darmstadt (1991­–1994)
Prof. Dr. Karl Foitzik, Neuendettelsau (1994–2003)
Prof. Dr. Peter Bubmann, Erlangen (2003–2011 und 2015–2017)
Prof. Dr. Götz Doyé, Berlin (2011–2015)
Prof. Dr. Hildrun Keßler, Berlin (2017–2021)
Prof. Dr. Christian Mulia, Darmstadt (seit 2021)